Gebäude der Ermekeilkaserne

Der zur Straße gewandte Teil des ältesten Gebäudes der Ermekeilkaserne.
Der zur Straße gewandte Teil des ältesten Gebäudes der Ermekeilkaserne.

Von der damals eigenständigen Bürgermeisterei Poppelsdorf ging im Jahre 1870 die Initiative aus, eine Infanteriekaserne in die Gemeinde zu bekommen. Bürgermeister W. Bennauer erhoffte sich durch „ein sichtbares Zeichen des Thrones und seiner Majestät“ einen wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahre 1879 gab schließlich das Kriegsministerium grünes Licht zum Ankauf des Baugrundstückes in der heutigen Ermekeilstraße.

Am 27. Juli 1880 erfolgte unter der Anwesenheit des königlichen Baumeister Ritzel, des Bürgermeisters Bennauer, der Herren Unternehmer und Lieferanten sowie zahlreicher Zuschauer die Grundsteinlegung. Innerhalb von drei Jahren entstand – damals noch am Rande der Gemeinde – das größte Bauwerk Poppelsdorfs. Ein Denkmal des Historismus, das seine Zweckbestimmung als Kaserne durch den zinnenartigen Fries und die massive Bauweise von weitem verrät.

Der zinnenartige Fries.
Der zinnenartige Fries.

Baumeister Ritzel hat den Bau entworfen und die Bauleitung ausgeübt. Der Bau weist gemäß seinem Zweck einen verhältnismäßig einfachen Grundriss auf. Zum ursprünglich dreigeschossigen Mittelbau an der Ermekeilstraße schließen sich rechtwinklig an beiden Enden zwei senkrecht zur Straße verlaufende Flügel an, die ihrerseits vier Geschosse beherbergen. Im Mitteltrakt befindet sich der Portalbau, viergeschossig, leicht vorstehend, in dessen Außenteilen und in der Mitte zweipaarig angeordnete Fenster den Treppenaufgängen Licht geben. Gekrönt werden die Flügelbauten sowie der Portaltrakt von einem umlaufenden Rundbogenfries mit aufgesetztem Zinnkranz, aus dem die Dächer leicht ansteigen. In der Fachwelt nannte man diese Art des Bauschmuckes den „normannischen Stil“. Der ganze Bau ist in braunen Feldbrandziegeln gehalten, aufgesetzt auf einen Basaltsockel des Souterrains. Der Mittelbau erhielt zu beiden Seiten des Portaltraktes später ein viertes Geschoss aus gelblichem Klinker. Hier fehlen auch die Rundbögen und die Zinnen.

Am 31. März 1883 zog die erste Garnison, das 2. Bataillon des 2. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 28 mit einem Extrazug von 31 Waggons, in die Ermekeilkaserne ein. 1889 erhielt das Bataillon den neuen Namen „2. Bataillon des Infanterie-Regiments von Goeben (2. Rheinisches) Nr. 28,“ womit Kaiser Wilhelm II. das Andenken des „hoch verdienten“ Generals und Kommandeurs des Regiments für alle Zeiten sichern wollte.

Detailansicht Ermekeilkaserne.
Der zinnenartige Fries und auch deutlich erkennbar der gelbe Klinker des später hinzugefügten Stockwerkes.

Am 1. April 1897 erfolgte der erste „Wachwechsel“. Das 28er wurde/wurden vom neu aufgestellten 2. Bataillon des 160. Infanterie-Regiments abgelöst. Hierbei wurde die Garnison zugleich auch durch einen Regimentsstab verstärkt. Dieser erhielt 1903/04 auf dem Eckgrundstück Argelanderstraße/Ermekeilstraße ein Stabsgebäude. Auch dieser Bau wurde aus rotem Klinker mit jeweils zwei Treppengiebeln in beiden Straßen und einem Pseudo-Renaissanceportal erbaut. Dieses gilt heute noch als typisches Beispiel für die historischen Zweckbauten der Jahrhundertwende. Im Gebäude waren neben den Geschäftszimmern des Stabes mit den Schreibstuben auch Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere eingerichtet worden. Handwerksstätten und eine Arrestanstalt befanden sich zusätzlich in diesem Gebäude

Im öffentlichen Leben fielen das Infanteriebataillon wie auch die Königshusaren meist anlässlich häufiger Besuche des Kaisers Wilhelm II. (*1859/1888 – 1941+) auf. Um 1907 hatte die Einheit eine Stärke von ca. 600 Soldaten. 1912 bezog das Kommando der 80. Infanteriebrigade hier Stellung. Im Herbst 1913 erhielt das Bataillon eine MG-Kompanie. Das Maschinen-Gewehr war damals eine viel „bewunderte“ hochmoderne Waffe.

Das große Eingangsportal.
Das große Eingangsportal.

Durch die Veränderung seit 1897 waren mehrfach Um- und Anbauten auf dem Grundstück der Ermekeilkaserne vorgenommen worden. Auf dem Exerzierplatz entstanden eine kleine Anzahl von Gebäuden und Ställen sowie eine Halle.

Mit dem Waffenstillstand (Versailler Vertrag) und der anschließenden Entmilitarisierung des Rheinlandes musste die Kaserne zum 2. Dezember 1918 (HURRA!) aufgelöst werden. Nach Art. 42 und 43 des Vertrages durften das Rheinland und damit auch Bonn kein deutsches Militär mehr beherbergen. Die Garnison Bonn hatte aufgehört zu existieren.

Im Jahre 1926 verkaufte das Deutsche Reich die unbrauchbar gewordene Kaserne für 600.000 RM an die Stadt Bonn. Das Stabsgebäude wurde für „Minderbemittelte“ als Wohnraum umgebaut, große Teile des Hauptgebäudes an der Ermekeilstraße wurden ab Januar 1929 an das Landesarbeitsamt vermietet. Die Schuppen und Gebäude auf dem ehemaligen Kasernenplatz wurden an die Bonner Firma Wilhelm Vollmar, Wachsbleiche und Wachswarenfabrik, vergeben. Der erste Dampfkessel wurde im gleichen Jahr eingebaut, 5 Jahre später, ein zweiter stärkerer beantragt.

Portal im Pseudo-Renaissance-Stil.
Portal im Pseudo-Renaissance-Stil.

Zwischen 1936 und 1938 wurde das Kasernengelände vom damaligen „Dritten Reich“ zurückgekauft. Eine Verwendung als Kaserne gab es nicht. Neben einem Wehrbezirks-Kommando und einem Wehrmachtsmeldeamt wurden nun auch im Mittelbau Wohnungen für kinderreiche Familien eingerichtet.

Den zweiten Weltkrieg hat das wilhelminische Gebäude in gutem Zustand überstanden. Am 19. März 1986 wurden das Stabsgebäude sowie der Mittelbau inklusive den beiden Flügelbauten unter Denkmalschutz gestellt.